Concept

 
Die Haut ist der Spiegel der Seele.

Nicht vielen Menschen ist bewusst, wieviel die Haut eines Menschen über ihn verrät. Sie spiegelt nicht nur Emotionen in Echtzeit wider, sondern reagiert unablässig auf unser Befinden. Man denke nur an die Gänsehaut, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten kann und uns nicht nur befällt, wenn wir frösteln, sondern ebenso bei besonders emotionalen Erlebnissen Aufschluss über unsere Gefühle gibt. Empfundene Unsicherheit wird nicht zuletzt durch leichte Verlegenheitsröte offenbar. Eine belebte Gesichtsröte dagegen lässt, je nach Situation und Ausprägung, Schlüsse auf Anstrengung, Scham oder die Angst ertappt zu werden zu. Bei Übelkeit dagegen wirst du buchstäblich grün im Gesicht. Markante Blässe, Hautunreinheiten und Bräunungsgrad… Die Liste ließe sich problemlos fortführen, denn durch unsere Haut kommunizieren wir zwar ohne Worte, dafür jedoch unablässig und weitesgehend unwillkürlich.

Und schließlich deutet auch die Redewendung  »sich in seiner Haut wohl fühlen« auf nichts anderes, als ein gesundes Selbstwertempfinden hin.

Die Haut als Spiegel der Seele bringt durch deutliche Reaktionen dein Seelenleben – im wahrsten Sinne des Wortes – an die Oberfläche. Schließlich ist sie auch das größte Organ des menschlichen Körpers und bietet mit fast 2qm die größte Projektionsfläche für deine Gedanken und Empfindungen.

Tätowieren ist doch keine Kunst ?!

Mittlerweile gibt es in Leipzig und Umgebung mehr Tattoo-Studios als man an beiden Händen abzählen kann. Die Qualitätsunterschiede der Einzelnen sind dementsprechend hoch. Darunter gibt es auch einige wirklich begabte Künstler hier in der näheren Umgebung. Dennoch wird das Tätowieren als Form künstlerischen Schaffens nicht wirklich ernst genommen– bestenfalls belächelt und als Dienstleistung eingestuft. Deshalb stellt sich schnell die Frage: woran liegt das eigentlich?
Das größte Problem liegt möglicherweise an dem allgemeinen Verständnis von Tätowierungen als »Dekoration« oder »Verzierung« , aber eine Verzierung ist inhaltsleer.
Eine gute Tätowierung dagegen, die den Träger sein ganzes Leben lang glücklich macht, unterstützt das natürliche Prinzip der Haut, Gedanken und Empfindungen wider zu spiegeln und wurde aus emotionalen Beweggründen in die Haut gestochen – d.h. aus Gründen, die buchstäblich »unter die Haut gehen«.

The finest clothing made is a person’s own skin, but, of course, society demands something more than this. Mark Twain

Kunst ist Kommunikation.

Wer auch immer sich dem Irrglauben hingibt, dass das gewünschte Tattoo wirklich nur für ihn selbst bestimmt sei, der nimmt, sobald er dieses Motiv auf seiner Haut und nicht in seinem Poesiealbum platziert, zumindest in Kauf, dass es von anderen Menschen gesehen und gelesen werden könnte, selbst wenn dies nur in der Sauna oder vom Partner getan wird.

Das heißt nichts anderes, als dass jeder Tätowierte durch sein Tattoo etwas ausdrückt bzw. kommuniziert. Er demonstriert möglichen Betrachtern oder erinnert sich selbst daran, dass der mit dem gewählten Motiv verknüpfte Inhalt ein Teil seines Lebens ist. Logischerweise wird dies jedoch bedeutungslos, wenn es keinen solchen verknüpften Inhalt gibt und das Motiv nur aus Modebewusstsein gewählt wurde.

Dies bedeutet auf der anderen Seite wiederum, dass auch Tattoos sich zwangsläufig gewissen kommunikativen und ästhetischen Regeln unterwerfen müssen.

“A tattoo is a true poetic creation, and is always more than meets the eye. As a tattoo is grounded on living skin, so its essence emotes a poignancy unique to the mortal human condition.” ― V. Vale, Modern Primitives: An Investigation of Contemporary Adornment and Ritual

Der Mensch als Gesamtkunstwerk.

Ich möchte im Besonderen noch auf die Existenz performativer Körpermodifikationen permanenter und und ebenso vorübergehender Natur hinweisen. Als performativ bezeichne ich Tätowierungen und Narben dann, wenn der Ihnen zugrundeliegende Prozess im Moment seines Entstehens im Vordergrund steht und das Resultat auf der Haut nur zweitrangig ist, wie es bei rituellen Kriegstätowierungen einiger Volksstämme der Fall ist oder u.a. auch bei selbstverletzendem Verhalten von Borderline Patienten vorkommen kann.

Ein weiteres, fiktives Beispiel hierfür wäre ein Künstler, der sich für jeden Wal, der auf der Welt an Plastkmüll stirbt, zur Erinnerung einen Punkt auf das Bein malt, bis dieses komplett schwarz ist. In diesem Fall stünde eindeutig nicht die Ästhetik oder das fertige schwarze Bein im Vordergrund, sondern der Vorgang an sich.

Neben dem normalen Tagesgeschäft widme ich meine Zeit ähnlichen künstlerischen Projekten, wie oben beschrieben. Daher gibt es in unregelmäßigen Abständen und auf Wunsch auch die Möglichkeit an einem der aktuell noch nicht abgeschlossenen Projekte teilzunehmen.     (2018)


STATEMENT (2016)

Entering the elongated, black-walled room, at first you see a white, detached column in the middle of the space. On top of it is a bleached boar skull set askew upon its jawbone. On the left side of its face many black-inked sentences are visible, written in clear, straight letters without any decor and containing brazen, pink catch phrases such as, >>SECRET SERVICE PORKin‘: the best HUMAN TO ANIMAL porn ever filmed in a FEMA trailer,<< and >>On a SOUTHWEST flight to SAN DIEGO, IRAN into one of the CHEMICAL Brothers.<< A sign says that the title of this artwork is CARNE DIEM; it is made of a boar cranium and paint, 2015. It informs you about the context of all the sentences as conglomerated by the highest amount of American selector words possible in one useful sentence. It also guarantees to the person posting one of these sentences on Facebook or Twitter one additional follower from Washington.

This is just one example of my work. My artwork often contains bones, skin, and parts of an animal or whole animals. In addition to its physiognomy, being mostly reduced to a black and white or monochromatic appearance, it also contains a performative, momentary component, which gives a chance to the audience to have an influence on the final artwork. The use of phrases and language, no matter if handwritten, stamped, shot, sprayed or typewritten, is an emergent aspect in several of my works.

                 >>COMPLETELY UNAWARE OF A PHENOMENON NAMED PERSECUTORY DELUSION

                                                                                                                 THE ELECTRON THOUGHT:

                                                             THEY CONSPIRE AGAINST ME!

                                                             THEY OBSERVE ME AIMING TO SUBVERT AND COLLAPSE THE WHOLE SYSTEM!<<
Theoretical examination and involvement of specific issues is the most common reason for me to make art. I am an avid reader, and inform myself about different topics frequently related to philosophy or psychology, my former field of study. From time to time, I suddenly find a correlation or connection between two different thoughts, which are not naturally related, as in the above quote. This is an exaggeration of the Copenhagen interpretation of quantum mechanics and my comment on its obvious mistake.

Overall, you can say my methods are determined by trial and error. The processes I work with are often obsolete and differ a great deal from each other, depending on the material I use at the moment. Mostly, it is an accident leading me to some interesting and cheap material; for example, when I find a junked typewriter in the middle of the street, or I receive old Polaroid film as a gift, or maybe bought a nice-looking 8mm camera at a flea market. Later, I usually recognize that nobody sells the film fitting to that camera, or the necessary camera to use this film, or the needed daisy wheels, which forces me to find a solution by myself. Replacing dysfunctional parts, one by one, allows me to create my own, optimized, technique.

If I do not stumble upon some great material, then I become fascinated by a method, physical phenomenon, proof or study I read about and which I walk-through and try out myself. The most recent example is a longer, on-going project consisting of a computer game controlled by the player’s thoughts (EEG). The interesting and exceptional point is not the brain-machine interface (called neurofeedback) but the combination of EEG and TMS (Transcranial Magnetic Stimulation), which I believe must be possible. According to a study by a Brazilian neurobiologist, you can influence a decision by briefly turning on a magnetic field on the opposite side of the brain using either your left or right hand. In combination with a mind-wave game, it gives the player the impression of control of the game, but actually the creepy game is controlling the player.

The intention of my artwork is not to evoke a very emotional response, but rather inform the audience about a chosen topic and introduce another point of view.